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Artikel im OVB: Klinik Bad Trissl fährt auf Sicht

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Klinik Bad Trissl fährt auf Sicht

OVB, 13.06.2020

Nach Lockdown jetzt schrittweise Lockerungen in der Oberaudorfer Einrichtung

Artikel von: Barbara Forster

Oberaudorf – Auch in der Klinik Bad Trissl werden die ersten Lockerungen nach dem Corona-Lockdown vorgenommen. Andreas Kutschker, Geschäftsführer der Klinik Bad Trissl, spricht von einem „Fahren auf Sicht“. Langsam würde man sich vorantasten: „Wir, als onkologisches Zentrum, versuchen immer eine Stufe vorsichtiger zu sein.“
Mitte März seien Krankenhäuser durch ein Schreiben des Gesundheitsministeriums dazu aufgefordert worden, planbare Eingriffe zu verschieben. Aber ein Krebskranker müsse sofort behandelt werden und nicht erst in ein paar Wochen, sagt Kutschker. Man fokussierte sich also auf die Akut-Behandlungen der onkologischen Patienten. Die Reha-Klinik und die Psychosomatik wurden geschlossen, die planbaren Aufenthalte erst einmal verschoben.

Aufnahme-Station für neue Patienten

Als die Corona-Pandemie immer ernst zu nehmender wurde, musste ein Hygienekonzept erarbeitet werden: Alle Patienten bekamen ein Einzelzimmer, um einen höheren Schutzfaktor zu gewährleisten. „Das ist auch heute noch so“, erklärt Kutschker.
Des Weiteren stellte man Stationskonzepte um, verschiedene Bereiche wurden definiert: Es wurde eine Aufnahme-Station für Patienten errichtet. „Jeder neue Patient ist potenziell gefährlich“, erklärt Kutschker. Am ersten Tag wurde ein Abstrich gemacht. War der Corona-Test negativ, wurde nach fünf Tagen ein erneuter Abstrich gemacht. Erst wenn beide Ergebnisse negativ waren, kam der Patient auf eine „reine Station“, erklärt Kutschker. Jeder Patient wurde zunächst aber so behandelt, als sei er Coronapositiv. Konkret bedeutet das: Alle Mitarbeiter haben Mund-Nasen-Schutz getragen und waren mit entsprechender Ausrüstung gekleidet. „Denen spreche ich in Demut meinen größten Dank aus“, so Kutschker.

Besuchsverbot wurde bereits aufgehoben

Weil gerade die onkologischen Patienten einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind, habe man ein frühzeitiges Besuchsverbot ausgesprochen. Mittlerweile wurde das Besuchsverbot aufgehoben und eine neue Regelung eingeführt: Besucher dürfen für eine Stunde ins Krankenhaus. Sie können in das Zimmer des Patienten (mit Maske und genügend Abstand), dürfen sich aber nicht innerhalb der Klinik bewegen. „Es ist ätzend“, räumt der Geschäftsführer ein. Es sei aber zum Schutz aller.
Derzeit sei das Trissl-Café noch geschlossen. Man sei aber am überlegen, es kommende Woche zu öffnen – unter Einhaltung der Hygiene-Regeln. „Und auch nur für Patienten und keine Externen“, sagt Kutschker. Seit Ende Mai sind die Reha-Klinik und die Psychosomatik aber wieder geöffnet. Allerdings, so Kutschker, reduziert. „Man muss bedenken: In der Reha gibt es viele Gruppen-Anwendungen. Die kann man nicht mehr machen.“
Die Mitarbeiter werden jetzt einzelnen Bereichen zugeordnet und nicht mehr bereichsübergreifend. Das bedeutet wiederum eine Beschränkung der möglichen Anzahl an Patienten, die man aufnehmen könne. In der Regel seien in der Reha an die 80 Patienten. „Wir versuchen jetzt in der kommenden Woche, auf 40 Personen zu kommen.“ In der Psychosomatik seien derzeit ein Viertel der Patienten, die man vor Corona behandelt habe.
Seit der Pandemie sei vieles anders, sagt Andreas Kutschker. Der Speisesaal der Rehaklinik und der Psychosomatik wurde ebenfalls Ende Mai wieder eröffnet. Waren es zuvor aber Vierer- Tische mit Tischdecken, seien es jetzt Zweier-Tische ohne Tischdecke. Auch ein Frühstücksbuffet gebe es nicht mehr. Das führe zu ganz neuen Problemen: Fragen wie: „Reicht die Essenszeit für die nächste Anwendung?“ würden neuerdings auftauchen. „Auch wir lernen täglich dazu“, gibt Kutschker offen zu.
Während der Fitness- und Gymnastikraum vergangenen Montag wieder geöffnet wurde, bleibt das Schwimmund Bewegungsbad aktuell noch geschlossen. „Da sind wir noch in Abstimmung“, verrät Kutschker.
Möglicherweise sei man „einen Ticken zu streng“, vermutet der Geschäftsführer. Aber man meine es nicht böse. Zusammen mit einem Corona-Experten-Team – einen Zusammenschluss aus elf Leuten – wurde während der Corona-Hochzeit jeden Morgen intensiv über die nächsten Schritte beratschlagt. „Das war schon ein enormer Druck und eine schwierige Situation“, sagt Kutschker. Mittlerweile wurden die Treffen aber auf einen Turnus von dreimal in der Woche reduziert. Seit sechs Wochen gebe es keine Corona-Fälle mehr in der Klinik Bad Trissl. Und dennoch: Die Unsicherheiten seien nach wie vor groß: „Wir wissen ja nicht, ob es eine zweite Welle gibt“, fügt Kutschker an. Deshalb wurde die Klinik Bad Trissl – wie andere Krankenhäuser auch – angehalten, weiterhin 15 Prozent der Bettenkapazität für Corona-Patienten freizuhalten. Man sei weiterhin auf „Habachtstellung“.

Zusammenarbeit war „ausgezeichnet“

Erwähnen möchte der Geschäftsführer die „ausgezeichnete Zusammenarbeit“ mit Dr. Michael Städtler, Ärztlicher Leiter der Führungsgruppe Katastrophenschutz von Stadt und Landkreis Rosenheim, und mit Dr. Christoph Knothe, Ärztlicher Direktor des Romed-Verbunds: „In der Krise hat hier eine exzellente Abstimmung geklappt, sodass die Optimierung der Versorgungslandschaft für Stadt und Landkreis Rosenheim jederzeit im Mittelpunkt stand.“ So hatte die Klinik Bad Trissl beispielsweise eine Vereinbarung, dass Covid-19-Patienten primär nicht in der Klinik Bad Trissl aufgenommen werden, sondern in den Romed-Kliniken versorgt werden. Im Gegenzug hatte sich die Klinik Bad Trissl bereit erklärt, onkologische und allgemein internistische Patienten aus dem Romed-Verbund zu übernehmen.

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